Die Kleinbkampf-Verbände unterstanden Vizeadmiral Hellmuth Heye, dem späteren Wehrbeauftragten der Bundesmarine.
Er war 'Vater' aller K-Verbände, wozu die verschiedensten Klein-U-Boote, Einmanntorpedos und Sprengboote zählten.
Schon als Marine-Offizier des ersten Weltkriegs kam er auf die Idee, schnelle, unbemannte Motorboote mit Sprengladungen gegen feindliche Boote zu jagen und beim Aufprall zu zünden.
Dadurch wollte er den Verlust an eigenen Soldaten so gering wie möglich halten.
Die Marine legte diesen Vorschlag jedoch zu den Akten und erst die Abwehr griff die Idee wieder auf.
Als am 22. September 1943 englische Kleinst-U-Boote - "X-Craft" genannt - einen erfolgreichen Angriff auf das in einem norwegischen Fjord liegenden Schlachtschiff Tirpitz durchführten, entschloß sich Dönitz zur Gründung eines K-Verbandes.
Kapitänleutnant Heinz Schomburg nahm als Verbindungsoffizier erste Kontakte zu den italienischen Kleinkampfverbänden ( . . . den "DECIMA MAS" ) und deren Führer, Fürst J. Valerio Borghese, auf.
Nach erfolgreichen Gesprächen schritt man zum Aufstellen des ersten K-Verbandes.
Der Oberleutnant der Marineartillerie Hans-Friedrich Prinzhorn begann im Dezember 1943 mit 30 Offizieren und Mannschaften in einer Baracke am Ostseestrand in Heiligenhafen mit der Bildung der Marine-Einsatz-Kommandos, kurz "MEK" genannt.
Wichtig für die MEKs war von Anfang an, daß sich jeder freiwillig zu diesem Kommando meldete ... und zahlreiche Freiwillige meldeten sich zu dem neuen Kommando.
Zu den Gründern der MEKs gehörte neben Admiral Heye auch Korvettenkapitän Bartels.
Die Ausbildung erfolgte durch erfahrene Unteroffiziere in den Spezialbereichen Kraftfahrzeug- und Funktechnik und durch Tauchfachleute an Sauerstoffgeräten und Tauchrettern.
Auch Sport, Schwimmen und Selbstverteidigung standen auf dem Ausbildungsprogramm.
Das Lernen einer gemeinsamen Sprache, der sogenannten 'Landsersprache' fand sich ebenfalls auf dem Lehrplan, denn alle Freiwilligen kamen aus allen Heeresverbänden.
Im Frühjahr 1944 konnten die ersten Marine-Einsatz-Kommandos mit Sprengbooten ausgerüstet werden.
Die Einheiten erhielten die Bezeichnungen MEK 60, MEK 65 und MEK 71, mit je einem Oberleutnant und 22 MAnn.
Dazu zählten noch Transportfahrzeuge für Mannschaft, Munition und Gerät. Mit drei Funk-, zwei Schwimm- und einem Küchenwagen war der Fuhrpark komplett.
Die ersten Einsätze erfolgten nach der Invasion 1944 vor der Küste der Normandie.
Bei dem Angriff auf gegnerische Transportschiffe fuhren je zwei Sprengboote und ein Rottenboot mit Fahrer und Funker hinaus.
Kurz vor dem Ziel schaltete der Linsenfahrer auf Funksteuerung um ( . . . die als Weiterentwicklung zum festgestellten Ruder eingebaut worden war ) und sprang über Bord.
Das Rottenboot nahm den Mann auf und der Funker steuerte inzwischen das nunmehr führerlose Boot mittels Funkfernsteuerung auf das Ziel.
Bei dem Aufschlag löste der gefederte Metallbügel um das Vorschiff eine kleine Sprengladung aus, welche den Bugteil absprengte. Das Boot versank.
Unter dem gegnerischen Schiff zündete dann die Hauptsprengladung von 300 bis 400 kg Gewicht nach einer Verzögerung von 2 bis 7 Sekunden.
Die Wirkung dieser Ladung entsprach der einer schweren Seemine.
Bei den erfolgreichsten Einsätzen im August 1944 versenkten 48 Sprengboote insgesamt 12 Schiffe, darunter drei Zerstörer, ein Liberty-Schiff und einen Tanker.
Die eigenen Verluste: Ein Offizier und sieben Mann kehrten vom Einsatz nicht zurück.
Der Name "LINSE" für die Sprengboote war eine Tarnbezeichnung, genauso wie z.B. "NEGER", "BIBER" oder "SEEHUND" für andere Klainkampfmittel.
Die gängiste Größe war eine Länge von 4,14 Meter ü.a., die Länge der CWL betrug 3,84 m. Bei einer Breite von 1,25 m hatte das Boot einen Tiefgang von 35 cm.
Als Antrieb dienten hochtourige Wassergekühlte Benzinmotoren mit Leistungen um die 95 PS.
Dieser Antrieb verlieh dem Boot eine Geschwindigkeit von von 35 bis 40 kn.
Weil diese kleinen Holzboote auf verschiedenen Yacht- und Bootswerften nach Marineplänen meist aus Fichtenholz gebaut wurden, sind die angegebenen Maße nicht allgemein gültig.
Für die Fernlenkung übernahm man die Funksteuerung des Sprengladungs-Trägers "Goliath".
Der "Goliath" war ein kleines Kettenfahrzeug, das zur Panzerbekämpfung an der Ostfront eingesetzt wurde.
Zum Anvisieren besaßen die Sprengboote zwei nach achteraus leuchtende Lampen, eine grüne vorn und eine rote, etwas tiefer angeordnete Lampe weiter hinten.
Wenn die beiden Lampen übereinander gepeilt werden konnten, stimmte die Zielrichtung auf das anvisierte Schiff.
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