Baubericht von Wolfgang
M.S. Wilhelm Gustloff -- Maßstab 1:100 -- Länge 208,5 cm
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Bauphase 1
Vorwort
Ich möchte hier den Baubericht meiner Wilhelm Gustloff bringen. Das Problem an diesem Modell war, das es keinerlei Baupläne von den zuständigen Ämtern gab und ich bloß den Spanntenriß 1:100, sowie eine Kopie von Bug und Heck im Maßstab 1:100 hatte. Ich habe die Gustloff schon viermal gebaut, einmal aus Karton von Stüver, das mir als Modell diente für 1:200 und das wiederum als Modell für 1:100. Ich las jedes Buch, machte Notizen, Zeichnungen und habe mir noch alles gekauft was es an Bildmaterial ( Spielfilm, Dokumentarberichte) gab. In jedes der Bücher und Filme entdeckte ich Hinweise die mir sehr weiter halfen. So begann ich am 1.Februar 2003 mit den Bau meines Modells der Wilhelm Gustloff.
An Hand des Spanntenriß im Maßstab 1:100 zeichnete ich mir erst einmal die einzelnen Spannten auf Karton um erst mal einen Überblick zu bekommen wie groß das Modell wird. Ich merkte bald das der Spanntenriß den ich besaß nicht für ein Modell in der Größe geeignet war. Besonders Probleme machte mir dabei der Bug, denn jeder der die Gustloff kennt, weis das ihr Vorschiff ziemlich kurz ist und es etwa nach 30 cm eine Breite vom Rumpf von 25 cm haben mußte. Ich fing an, die Spannten nun aus Sperrholz zu schneiden und setzte sie auf mein Helingbrett. Ich war überwältigt von der Größe des Modells so das ich ich anfing auch Platz zu schaffen (meine Werkstatt ist 230x230 cm). Die Gustloff hatte eine Länge von 208 cm. Es ging dann alles schnell und in nur drei Monaten war der Rumpf aus Spannten und Leisten fertig gestellt.
Nachdem ich eigentlich mit meiner Arbeit am Rumpf zufrieden war, nahm ich das ganze Gerippe vom Helingbrett und habe alles noch einmal berechnet. Dabei ist mir ein großer Fehler aufgefallen, meine Gustloff hatte einen Atlantikbug bekommen der nur bei Kriegsschiffen der fall war. Er war spitz und die Maße vom Vorschiff stimmten nicht mit meinen Berechnungen überein. Also habe ich das Vorschiff von 80 cm abgetrennt und es neu gebaut.
Mit Hilfe eines dicken Spanntes fügte ich die beiden Teile wieder zusammen, verspachtelte alles und heute fällt das kaum auf. Zum Schleifen des Rumpfes ging ich in die Natur, denn das wollte ich meiner Frau nicht auch noch zutrauen. Ich benutzte für die Beplankung Kieferleisten 10x2 mm und da wo es richtig um die Rundungen ging verklebte ich Esche und Lindenholz. Das Innere des Rumpfes strich ich mit Harzkleber ein um es richtig Wasserdicht zu machen. Da ich diese arbeiten im Winter machte und hin und wieder auch mal Fenster auf hatte, zeigten sich bald kleine Haarrisse im Rumpf, die ich mit viel Gefühl wieder aufschnitt und sie dann mit Nitro-Spachtelmasse verklebte. Die Risse zeigten sich dann noch als ich die endgültige Farbe (Altweiß) auf den Rumpf hatte. Vielleicht war auch das Holz noch nicht richtig ausgetrocknet. Wie auch immer, heute ist der Rumpf trocken und zeigt keine Risse mehr.
Wie auf dem Bild 3 zu sehen ist, befindet sich schon das untere Promenadendeck auf meinem Modell. Dazu sei gesagt, das ich das untere Promenadendeck schon im Vorfeld geklebt habe - Balsaholz verkleidet mit 0,5 mm Sperrholz - als ich den Rumpf noch nicht ganz fertig hatte. Also mal wieder Lehrgeld bezahlt. Das Deck hatte eine Länge von 150 cm und paßte auch nicht zu dem kurzen Vorschiff. Also auch das noch einmal gebaut. Ich verschraubte jedes einzelnes Balsabrett auf den Rumpf unter der Voraussetzung alle Schrauben wieder heraus drehen zu können. Wer die Gustloff kennt, der weiß, daß das Deck leicht geschwungen ist und ich dieses nicht beim Bau des Rumpfes beachten konnte. Hierfür baute ich mir eine Vorrichtung auf eine geplanten Ebene und zeichnete mir von Bug bis Heck eine geschwungene Linie. Als Bezugspunkt nahm ich mit die KWL zur Hilfe. Ich verklebte und verschraubte jedes einzelne Deck aufeinander, so das sie ebenfalls die gewünschte Form vom geschwungenen Deck annahmen.
Die Fensterrahmen für das Promenadendeck lötete ich aus 1x1 mm Vierkant-Messing. Läßt sich übrigens gut verarbeiten und verträgt auch eine Menge. Ich höhlte das dahinter liegende Balsaholz aus, um die Rahmen nachher bündig mit der Außenfläche vom unteren Promenadendeck zu verkleben. Nitro-Spachtelmasse machte die ganze Sache erst fein.
Technische Daten:
BRT: 25.484
Baukosten: ca. 25 Mio. RM
Länge: 208,50 m
Breite über Spanten: 23,50 m
Breite in Höhe Promenadendeck: 25,00 m
Antrieb: MAN-Diesel mit Getriebe und 9.500 PS. 2 Propeller.
Geschwindigkeit: 15,5 kn.
Anzahl der Fahrgäste: 1.465 Personen
Anzahl der Besatzung: 426 Personen
Aufbau des Schiffs:
Kommandobrücke
Sonnendeck (u. a. Sportplatz und Turnhalle)
oberes Promenadendeck (u. a. Kabinen)
unteres Promenadendeck (u. a. Musikhalle und Theaterhalle)
A-Deck (u. a. vorderer und hinterer Speisesaal, Küche, Hospital)
B-Deck (u. a. Kabinen, Wäscherei, Frisör)
C-Deck (u. a. Kabinen, Bäckerei und Schlachterei) (Schottendeck)
D-Deck (u. a. Kabinen, Speiseraum für Besatzung, Werkstatt)
E-Deck (u. a. Maschinenraum und Hilfsmaschinenraum, Gepäckraum, Vorräte und Proviant)
Stauung (u. a. Proviant- und Kühlraum, Schwimmbecken, Frischwassertanks)
Bauphase 2
Nach dem ich alle Fensterrahmen eingeklebt habe ging eigentlich alles wie von selbst. Es folgte ein Deck auf das andere bis letztlich das Brückendeck fertig gestellt war. Nun kam eine Arbeit an der ich ein ganzes Jahr gesessen habe bis ich alle 44 Stützen für die Rettungsboote fertig hatte. Auch hierfür verwendete ich ein Messing U-Profil 6x3 mm in dem ich zwei Langlöcher mit Hilfe einer Konstruktion und einer Tischbormaschiene rein fräste. Ich habe für diese Arbeit viel Lehrgeld bezahlt bist endlich meine Stützen so aus sahen wie auf der Gustloff.
Bild1
Wie auf dem Bild zu erkennen ist stehen schon die Ausleger für die Rettungsboote. Auch diese habe ich alle einzeln in einer Form gegossen. Dazu benutzte ich zwei Komponenten Harzkleber. Der ist besonders hart und läßt sich auch gut Bearbeiten. (Schleifen, Bohren) An den Auslegern lötete ich auch noch die Hydraulik was gut zu sehen ist. Wie gesagt, brauchte ich ein ganzes Jahr bis ich endlich alle 22 Segmente fertig hatte. Mein Gemüt für diese Konstruktion wuchs schon in ein Unendliches rein. Aber dann war es soweit. Ich fing an 20 Rettungsboote zu gießen (wie die Ausleger) und vier Pinassen. Ich kann nicht mehr sagen wie viele Gibsformen ich dazu brauchte weil die meisten beim lösen der Boote zerbrochen sind.
Bild2
Nach dem ich die 22 Segmente die Farbe gab fixierte ich die Rettungsboote mit Sekundenkleber an Ort und Stelle. Immer darauf bedacht das sie die gleiche Flucht hatten, obwohl mir das bei drei Booten nicht gelungen war. Aber ich denke mal der Anblick der Wilhelm Gustloff als Modell 1:100 entschuldigt das. Den Betrachter als solches fällt es kaum ins Auge.
Bild3
Auch auf Bild drei zu sehen habe ich keine Mühe gescheut die Seile so zu ziehen mit Rollen wie sie wirklich waren. Jedes Seil von Winde über drei Rollen Außen über Flansche und wieder über drei Rollen innen am Ausleger habe ich alle einzeln geklammert bis sie richtig saßen. Hier für benutzte ich zum kleben Holzleim (wasserbeständig), der ist sehr flexibel und ist beim trocknen transparent. Ich brauchte für die Steuerbordseite bis sie komplett fertig war etwa drei Monate. Die Backbordseite ging etwas schneller weil ich da schon wußte wie das ganze funktioniert. Wenn man erst weis wie das am besten geht kommt alles wie von selbst.
Bild4
Ich möchte hierbei noch erwähnen bevor alle Segment mit Ausleger, Stützen, Hydraulik, und Laufsteg festgeklebt wurden, bekam meine Gustloff auf dem oberen Promenadendeck - wie es sich gehört - seine Bordlautsprecher, Rettungsringe, Decksbeleuchtung, Bänke und auch die Handläufe. Natürlich nicht die Reling zu vergessen. Ich lötete etwa 12 m. 11 mm hoch, zwei Züge und oberen Handlauf aus 1x1 mm Messing U-Profil.
Eine richtige Quälerei war auch das löten der Stagelage für die Sonnenplanen. Auch hier wieder 1x1 mm Vierkant Messing. Besonders schwer was das biegen der Rundungen im vorderen Teil vom oberen Promenadendeck (Laube). Also da muß man schon ein Gemüt haben wie ein Schaukelpferd.
Bild5
Aber nun endlich nach insgesamt fünf Jahren Bauzeit an der Wilhelm Gustloff, davon zweieinhalb Jahre am Modell 1:100, ist mein Modell bis auf Kleinigkeiten fertig. Hinzuzufügen wäre noch, das ich alle meine Kenntnisse, die ich seit 35 Jahren ( bin heute 48) im Schiffsmodellbau gesammelt habe, hier richtig unter Beweis stellen konnte. Sollte sich jemand für die Gustloff interessieren und daran denken sie als Modell zu bauen, dem sei gesagt, es ist nicht schwer ein Modellschiff zu bauen, aber eines zu bauen nur nach Zeichnungen, Bildern und Berechnungen dazu gehört schon ein fachliches Können. Gerne gebe ich aber dienliche Hinweise, die so manchen Kosten als auch Zeit sparen.
Hier meine Wilhelm Gustloff, das fertige Modell.